„Schule wie vor 100 Jahren – eine Reise in die Vergangenheit“

Unser Pädagogik-Kurs auf historischer SpurensucheBericht Schulmuseum Foto1 2025 04 29 08 46 38

Wie sah Schule vor über 100 Jahren aus? Kein Internet, keine Tablets, keine bunten Schulhefte – stattdessen strenge Regeln, Schiefertafeln und ein Unterricht, der Disziplin und Ordnung in den Mittelpunkt stellte. Unser Pädagogik-Kurs der EF vom Stadtgymnasium Köln-Porz hatte die Möglichkeit, dies hautnah im Schulmuseum Bergisch Gladbach zu erleben. Dank der tollen Organisation unserer Lehrerin, Frau Querbach, reisten wir für einen Tag zurück ins Jahr 1900 – mit überraschenden, lehrreichen und eindrucksvollen Erkenntnissen.

Ankunft in einer anderen Zeit

Schon beim Betreten des historischen Schulgebäudes war klar: Diese Schule hatte wenig mit unserem gewohnten Alltag zu tun. Anstelle von modernen Klassenräumen erwartete uns ein schlichtes Zimmer mit hölzernen Bänken, einer großen Kreidetafel und einem gusseisernen Ofen.

Doch bevor wir Platz nehmen durften, mussten wir uns strikt an die damaligen Vorgaben halten: In zwei Reihen aufstellen, Mädchen auf die Fensterseite, Jungen an die Wand. Der Grund? Ganz praktisch: Die Jungen waren damals dafür verantwortlich, Holz für den Ofen mitzubringen, um das Klassenzimmer im Winter zu heizen. Dafür hatten sie spezielle Taschen, während die Mädchen mit einem sauberen Taschentuch ausgestattet sein mussten.

Ein Schulalltag voller Disziplin

Der Unterricht begann mit einer ausgiebigen Kontrolle: Fingernägel, Haare, Ohren – alles musste sauber und ordentlich sein. Danach folgte das gemeinsame Morgengebet, bei dem nicht nur Gott gedankt wurde, sondern auch der kaiserlichen Familie, insbesondere Wilhelm II. und seiner Frau.

Melden war ebenfalls eine Kunst für sich: Wer sich beteiligen wollte, musste aufstehen, die Hände gerade an die Seiten legen und die Lehrkraft mit „Fräulein Lehrerin…“ ansprechen. Ein ungewohntes Ritual, das uns deutlich machte, wie viel Respekt und Gehorsam damals erwartet wurde.

Kopfrechnen als essenzielle Fähigkeit

Besonders spannend war der Mathematikunterricht. Statt komplizierter Formeln oder Taschenrechner stand Kopfrechnen im Mittelpunkt – eine unverzichtbare Fähigkeit, denn viele Kinder arbeiteten nach der Schule auf Märkten oder Bauernhöfen, wo schnelles Rechnen über den Erfolg eines Geschäfts entschied.

Auch das Schreiben war eine Herausforderung. Anstelle von Heften und Kugelschreibern gab es Schiefertafeln und Griffel. Das Herausnehmen der Tafeln folgte dabei einem strikten Kommando:

  1. Hand unter den Tisch.
  2. Tafel hervorholen.
  3. Tafel hochhalten.
  4. Tafel auf den Tisch legen.

Die Schrift, die wir lernen durften, war die damals gebräuchliche Kurrentschrift – für uns eine echte Herausforderung. Doch wer besonders schön schrieb, wurde belohnt: Fleißkarten, die als eine Art Auszeichnung galten, konnten gesammelt und später gegen Heiligenbilder eingetauscht werden, die stolz zu Hause aufgehängt wurden.

Erziehung durch Strenge

Bericht Schulmuseum Foto2 2025 04 29 08 47 10Ein großer Unterschied zu heute waren die Strafen. Wer sich nicht an die Regeln hielt oder Fehler machte, musste mit Konsequenzen rechnen. Einträge ins Strafbuch, Schläge mit dem Stock oder Ohrziehen waren keine Seltenheit. Interessanterweise wurden Jungen eher auf den Po geschlagen, während Mädchen Strafen auf die Finger erhielten – da man glaubte, dies sei gesundheitlich „verträglicher“.

Es gab jedoch auch Lehrerinnen und Lehrer, die sanftere Methoden anwandten und versuchten, mit Ermahnungen und Erziehungsgesprächen Disziplin zu wahren. Dennoch wurde uns schnell bewusst, wie anders und mitunter hart der Schulalltag damals war.

Musik, Moral und ein anderer Blick auf Bildung

Da es im Winter morgens oft noch dunkel war, begann der Unterricht nicht direkt mit Schreiben oder Rechnen, sondern mit gemeinsamen Liedern. Lehrkräfte mussten damals Geige oder Harmonium spielen können, um den Gesang der Klasse zu begleiten.

Ein weiterer spannender Aspekt des Unterrichts war das Lernen mit Bildern. Uns wurde ein historisches Porträt gezeigt, das wir interpretieren sollten – hinter jedem Bild steckte eine Moral, die den Schülern Werte und Lebensweisheiten vermitteln sollte.

Unser Fazit: Eine eindrucksvolle Erfahrung

Nach diesem Tag im Schulmuseum wurde uns klar, wie sehr sich Schule im Laufe der Zeit verändert hat. Während die strikte Disziplin und die harten Strafen heute unvorstellbar wären, hatten einige Aspekte wie das Kopfrechnen oder die Wertschätzung von Ordnung und Fleiß auch ihre positiven Seiten.

Wir sind dankbar für diese spannende Zeitreise und können einen Besuch im Schulmuseum Bergisch Gladbach allen empfehlen, die selbst einmal erleben möchten, wie Schule um 1900 funktionierte. Es war eine außergewöhnliche Erfahrung, die uns nicht nur zum Nachdenken gebracht, sondern auch die Wertschätzung für unsere moderne Schulzeit gestärkt hat.

Verfasst von Hayen Ibrahim, Pädagogik-Kurs der EF
Stadtgymnasium Köln-Porz

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